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Starke Kritik an Rolle der Medien: Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist.

© picture alliance/dpa

Mehr Kontrolle für vierte Gewalt?: Publizist Wolffsohn kritisiert deutsche Medien scharf

Bei der Verleihung des Wächterpreises 2021 nahm Publizist Michael Wolffsohn die Rolle der Medien ins Visier. Diese neigten zur Bevormundung.

Der Wächterpreis der Tagespresse 2021 ist am Freitag an Journalisten aus Wiesbaden, Köln und Frankfurt am Main verliehen worden. Den mit 10 000 Euro dotierten ersten Preis erhielten André Domes, Birgit Emnet und Olaf Streubig, wie die Stiftung „Freiheit der Presse“ in Bad Vilbel mitteilte. Die Lokalredakteure des „Wiesbadener Kuriers“ wurden für ihre Recherche und Berichterstattung über Missstände beim Kreisverband Wiesbaden der Arbeiterwohlfahrt geehrt.

Den mit 6 000 Euro verbundenen zweiten Preis bekamen die Redakteure Christian Parth und Axel Spilcker vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ für ihre Serie über Strukturen, Macht und Arbeitsweise der sogenannten Clans in Nordrhein-Westfalen. Der dritte Preis (4 000 Euro) wurde Gregor Haschnik von der „Frankfurter Rundschau“ für seine Recherche zu dem gewaltsamen Tod eines vierjährigen Jungen in einer Sekte in Hanau im Jahr 1988 zuerkannt.

Wegen der Corona-Pandemie fand die Preisverleihung online im Stream statt. Die Festrede hielt der Historiker Michael Wolffsohn.

„Lücke im System unserer Gewaltenteilung“

Der frühere Professor der Bundeswehrhochschule München warf den deutschen Medien in seiner aufgezeichneten Rede vor, zur Bevormundung zu neigen. „Selbst im Qualitätsjournalismus maßen sich manche nicht selten an, ihre persönliche Darstellung, Analyse und erst recht ihre eigene Meinung für die einzig richtige zu halten.“

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Wolffsohn kritisierte, dass die sogenannte vierte Gewalt anders als Legislative, Exekutive und Judikative keiner Kontrolle unterworfen sei. Deshalb müssten „ohne jedwede Zensur“ Wege gefunden werden, wie diese „Lücke im System unserer Gewaltenteilung“ geschlossen werden könne.
Der Wächterpreis wird seit 1969 für kritische und investigative Berichterstattung über Korruption, Vetternwirtschaft, Missstände und Missbrauch verliehen. Vergeben wird er von der Stiftung „Freiheit der Presse“, die von den Verlegerverbänden getragen wird. (epd/Tsp)

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